MDR | 30 min, 1998

„Andere schaffen sich nach der Pensionierung einen Hund an, und wir werden Fans“, sagen Wolfgang und Christine Poller. Sie nennen sich lachend „alte Spinner“ – frei nach einem Lied der Zillertaler Schürzenjäger. Pollers schlafen in Schürzenjägerbettwäsche und trinken Schürzenjägerbier aus Schürzenjägergläsern. „Ich liebe Frank Schöbel.“ – diesen Satz hat Axenia Röske irgendwann in ihr Tagebuch gekritzelt. Mittlerweile ist sie dreifache Mutter und noch immer Schöbel-Fan. Und doch hat sich vieles verändert: Axenia will Distanz gewinnen. Allmählich begreift sie, dass ein Fan nur selten der beste Freund des Stars werden kann. Wir begleiten die Fans von Schöbel und den Schürzenjägern zu Konzerten und Fantreffen. Wir wollen herausfinden, was das Fan-Sein so spannend macht, und was einen Fan von einem Fanatiker unterscheidet.

Stab

Buch und Regie: Jana Matthes & Andrea Schramm
Kamera: Martin Rötger, Reiner Krugler
Schnitt: Ingo Röske

Eine Produktion der RTV Film- und Fernsehproduktion

Rezensionen

„Die Szenen sind aus dem Fernsehen bekannt: mit oftmals schon an Hysterie grenzender Begeisterung feiern Fans ihre auf der Bühne agierenden Idole. Mit Transparenten will die Fangemeinde die Blicke ihrer Bühnenlieblinge auf sich ziehen, andere stürmen die Bühne und legen ihren Stars Blumen und Plüschtiere zu Füßen. Gibt es dann noch ein Küsschen, scheint die Glückseligkeit vollkommen zu sein. Der MDR versuchte am Mittwoch 20:45 in der Reportage „Jagd auf die Schürzenjäger“ dem Phänomen nachzuspüren, was Menschen veranlasst, weder Zeit, Mühe, noch Kosten zu scheuen, ihrem Star nahe zu sein. Der Film von Jana Matthes und Andrea Schramm stellt dem fast vereinsmäßig organsierten „Schürzenjäger“ – Fanclub “ Highway – Crew Erzgebirge “ und seine kulthafte Repräsentation vom T-Shirt bis zum Schlafen in „Schürzenjäger“ – Bettwäsche die leisere, von liebevoller Achtung geprägte Verehrung Frank Schöbel gegenüber. Sehr behutsam entblätterte der Film das so unterschiedliche Verhältnis der Stars zu ihren Fans. War für die „Schürzenjäger“ aus Österreich die Begegnung mit ihren Fans aus dem Erzgebirge nicht viel mehr als eine Episode ihrer Tournee, deckte die Reportage bis ganz in das Persönliche gehende Beziehungen zwischen Frank Schöbel und seiner Fangemeinde auf. Es waren sehr unterschiedliche Aspekte, die die Reportage bei den „Schürzenjäger“ – einerseits und den Schöbel – Fans andererseits für ihre für Außenstehende nicht nachvollziehbare Aktivitäten zutage förderte. Das Phänomen jedoch, das versuchte der Film zu hinterfragen, steckte wohl in der Illusion, dem angebeteten Idol immer ein bisschen näher als andere zu sein, und auch ein wenig von dessen Persönlichkeit mit nach Hause zu nehmen. So gelang ein interessanter und diskutabler Versuch, in die Gedankenwelt der Fans einzudringen.“

René Klaus, Freie Presse