ZDF 37 Grad | 30 min, 1995

Sie wuchsen in der DDR auf, in einem Land ohne Religion: die Polizeischülerin Anke, der Ex-Punk Enno und die schwerkranke Johanna. Jetzt leben sie ihren christlichen Glauben extrem. Charismatische Gemeinden füllen das Sinnvakuum, das nach dem Ende des Sozialismus für viele junge Menschen entstanden ist. Während Johanna fest daran glaubt, dass Gott sie heilen wird, sucht Enno bei den Jesus Freaks die verlorene Wärme der Gemeinschaft. Und in Ankes Leben gibt es endlich wieder feste Regeln. Marx ist tot – Jesus lebt!

Stab

Buch und Regie: Jana Matthes & Andrea Schramm
Kamera: Martin Rötger
Schnitt: Christine Boock
Redaktion: Wolf-Rüdiger Schmidt
Produktion: Timecode 3

Rezensionen

„Behutsame Annäherung ans Sujet zeichnete den Beitrag aus, der das bisschen Zeit gut nutzte, die Abgründe der Gegenwart auszuleuchten.“

Stuttgarter Zeitung

„Die Dokumentation wirft ein Schlaglicht auf die Szene, die an der Grenze zwischen Kirche, Sektenfrömmigkeit und religiöser Aussteiger-Mentalität liegt.“

Der Stern

„Die Autorinnen kritisierten nicht, ironisierten nicht, zogen keine großen Schlüsse. Sie zeigten ein erstaunliches Gesehenen einfach klar und anschaulich.“

Hamburger Abendblatt

Sie waren geprägt durch eine atheistische Erziehungsdiktatur und hatten an diesen Umständen und ihrer Sozialisation in der DDR auch nicht viel auszusetzen. Feste Regeln. Orientierung und Halt war das, was sie benötigten. Mit dem plötzlichen Ende der DDR sind sie in ein tiefes Loch gefallen. Duch nun haben sie wieder etwas gefunden, was ihnen Atheismusersatz bietet. ,,Jesus soll mein Führer sein!“, lautet ihr neues Credo nach vollzogenem Salto mortale in ein religiöses Sektenwesen, das sich auch im vereinten Deutschland ausbreitet. Jana Matthes und Andrea Schramm nahmen diese ,,gewendeten Atheisten“ unter die Lupe.Gemeinsam ist den fast ausschließlich jungen Menschen, die sie in ihrem Report ins Bild rückten,ein zugespitzter Bedarf an Lebenshilfe. Diesen können die Betroffenen offenkundig nur in widerspruchsfreien Weltbildern von schlichtester Machart finden. Die Jesus – Freaks aus Gotha sollen, so geben sie kund, auch schon die ganze Produktpalette der härteren Drogen (Alkohol,Koks, Speed, Ecstasy) ausprobiert haben und sind insofern mit ihrer jetzigen Droge – zumindest was den Raubbau an der körperlichen Gesundheit betrfifft, nicht schlechter bedient als zuvor.

Stuttgarter Zeitung vom 15.02.1996

Halleluja Turbogeil
Gebete, Gespräche, geistlicher Beistand: Im Osten Deutschlands ziehen immer mehr religiöse Gruppen junge Leute an.
„Mit dem Fall der Mauer fielen auch die Ideale des DDR-Systems. Nach der Freude kam der große Katzenjammer, viele Menschen zwischen Rostock und Chemnitz sind verunsichert und fühlen sich mit ihren Sorgen allein gelassen. So auch der Punk René aus Gotha, der Drogen nahm bis zur Selbstaufgabe. Heute verteilt er Essen an Obdachlose. Der Grund für seine Wandlung: René hat sich den Jesus – Freaks angeschlossen, einer der vielen charismatischen Gemeinden, die in den neuen Bundesländern wie Pilze aus dem Boden schießen. Auch Anke, eine Polizeischülerin, fühlt sich wie neugeboren und sieht wieder das Licht am Ende des Tunnels: „Seit ich Gott, kenne bin ich ein anderer Mensch geworden. Er löst jedes Problem.“ Und davon hat sie mehr als genug. Die Dokumentation wirft ein Schlaglicht auf die Szenem die an der Grenze zwischen Kriche, Sektenfrömmigkeit und religiöser Aussteiger – Mentalität liegt.“

Stern

Halleluja Turbogeil
„In den neuen Bundesländern. bilden sich überall charismatische chistliche Gemeinden. Die atheistisch Erzogenen haben offenkundig einen großen religiösen Nachholbedarf, nach Marx und Materialismus nun Jesus und das spirituelle Heil.Wie aufregend die Entdeckung Gottes gerade für ehemalige Marxisten sein kann, zeigten Jana Matthes und Andrea Schrarrun an drei jungen Menschen und ihrem Umfeld in Bernau, Gotha und am Prenzlauer Berg. Es war anrührend, bei allen den Ernst zu spüren, mit dem sie sich ‚ihrem neuen Glauben hingaben. Nebensächlich dabei sektiererische Rituale.Die Autorinnen kritisierten nicht, ironisierten nicht, zogen keine großen Schlüsse. Sie zeigten ein erstaunliches Gesehenen einfach klar und anschaulich.“

Hamburger Abendblatt